Die gefeierte Horrorserie "Chucky" startet endlich in Deutschland. Im Mittelpunkt steht ein schwuler 14-Jähriger, der nach nach etlichen Mobbing-Erfahrungen einen blutrünstigen Verbündeten erhält.
Queerness im Horror-Genre ist, davon war erst kürzlich an dieser Stelle im Kontext von "Scream" die Rede, prinzipiell nichts Neues. Nur wirklich im Zentrum standen und stehen LGBTI-Anliegen dabei eher selten, sondern werden – wie Kapitalismuskritik, Sexismus und andere gesellschaftsrelevante Themen – eher subtil am Rande verhandelt oder hinter Metaphern versteckt. Doch damit ist bei der neuen Serie "Chucky", die ab dem 19. Januar jeden Mittwoch beim PayTV-Sender Syfy zu sehen sowie abrufbar bei Sky Ticket ist.
Der schwule Filmemacher Don Mancini hatte sich 1988 als Drehbuchautor den bei uns lange auf dem Index stehenden Kultfilm "Chucky – Die Mörderpuppe" ausgedacht und später auch sechs Fortsetzungen verantwortet (nur mit dem Reboot "Child's Play" von 2019 hatte er nichts zu tun). Immer mal wieder tauchten queere Figuren in den Filmen auf, ab 1998 war Gay-Ikone Jennifer Tilly ("Bound") als Chuckys große Liebe Tiffany mit von der Partie, und in "Chuckys Baby", in dem sich auch S-Club-7-Popsternchen Hannah Spearritt sowie John Waters persönlich die Ehre gaben, hatten die beiden sogar ein Kind, das seine Gender-Identität auslotete. "Zu schwul", urteilten damals angeblich einige irritierte Produzenten des Films. "Wunderbar camp" urteilten manche Kritiker*innen.
Mörderpuppe als LGBTI-Verbündeter
Nun lässt Mancini seine Tod bringende Puppe also wieder auftauchen, und bei einem Garagenflohmarkt ist es ausgerechnet der schwule Teenager Jake (Zackary Arthur), der den kleinen Kerl, der nur auf den ersten Blick ein gewöhnliches Plastikgeschöpf für Kinder ist, mit nach Hause nimmt. Dass der 14-Jährige nicht nur in der Schule fies gemobbt wird, ist für Chucky dann schnell die perfekte Gelegenheit, wieder seiner Mordslust nachzugehen – und sich als LGBTI-Verbündeter zu etablieren (der sogar sein genderqueeres Kind von damals erwähnt). Wer seinen neuen Kumpel schikaniert, muss früher oder später dran glauben. Angefangen mit Jakes Alkoholiker-Vater, der mit der Homosexualität seines Sohnes so gar nicht umgehen kann.
Blutige Gewaltexzesse, schrille Albernheiten, fieser, schwarzer Humor und eine erstaunlich einfühlsame Geschichte übers Erwachsenwerden, inklusive einer richtig rührenden Annäherung zwischen Jake und seinem Schwarm Devon (Björgvin Arnarson) – "Chucky" verbindet ziemlich viele Dinge, die eigentlich nicht unbedingt zusammengehören.
Queere Jugenderfahrungen wahrhaftig erzählt
Und siehe da: Das Ergebnis ist ein riesiger Spaß. So unterhaltsam und originell ging es in Sachen Horror schon lange nicht mehr zu, schon gar nicht in Serien-Form. Die Wahrhaftigkeit, mit der hier queere Jugenderfahrungen erzählt werden, ist bemerkenswert. Und wann sonst hört man schon mal ein hässliches Kinderspielzeug genüsslich rufen: "Kill the twink!" Einschalten lohnt sich unbedingt – und eine zweite Staffel ist zum Glück bereits bestellt.
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